Wenn man schon Motorräder hat sollte man sie auch nutzen. Eine größere Tour um die Insel, mit eingebundenem Wale gucken, sollte es schon sein, sonst gibt es ja nicht viel zu sehen. Vorerst aber die kleine Tour. Die große wird vermutlich zwei Tage dauern und um mal zu checken wie man in den Gebieten außerhalb der Großstadt so zurecht kommt und ob es mit der geplanten Zeitberechnung auch hin kommt, geht es auf der halben Strecke eben wieder zurück.
Früh morgens, das heißt so um 8, auf zum Frühstück, dann die Sachen zusammengepackt und los. Zuerst mal durch den Dschungel der Stadt, was sich ohnehin, trotz Googlemaps, schon als schwierig genug erweist.
Nach einigen Irrfahrten haben wir dann doch, irgendwann, den Ausgang aus der Stadt gefunden. Es gab zwar kein „Exit“ Schild aber nach der „BMW Autowelt“, der Laden heißst wirklich so, wurde es ruhiger, erheblich ruhiger. Und vor allem auch kühler. Cebu an sich hat eh schon ein recht mildes Klima. Und die Luftfeuchtigkeit hält sich in Grenzen, was vermutlich am fehlenden Regenwald liegt.
Dass das Klima in Cebu sehr mild ist hat selbst Magelan schon festgestellt und, irgendwann um 1500, einen „Außenposten“ auf der Insel errichtet. Das Klima zwischen ihm und dem damaligen Häuptling Lapu Lapu war allerdings nicht so mild. Der hat nämlich Magelan mal kurz um die Ecke gebracht.
Aber zurück in die heutige Zeit, aufs Mopped und in die Cebu Hills. Dort ist es, wie schon gesagt etwas kühler, aber nicht kalt, es sind ja immer noch so um die 25 Grad. Zum Motorrad fahren aber recht angenehm. Für die Drahteselquäler, die in den Bergen häufiger anzutreffen waren, aber scheinbar nicht kühl genug, denen lief nähmlich der Schweiß in Strömen von der Stirn.
Die Siedlungsdichte, und auch der Traffic, ist hier auf ein Minimum geschrumpft. Dennoch gibt es keine 50 Meter freie Fläche entlang der Straße an dem keine Hütte steht. Und nahezu jede ist an der Front mit Ständen voll von Gemüse und Obst dekoriert. Zumindest auf den ersten Kilometern. Dabei stellte sich mir nur die Frage wer das alles kaufen soll.
Je weiter man in die Berge kommt desto anschaulicher wird die Gegend. Nette kleine Hütten, nette Menschen und Kirchen ohne Dächer. Auch die „Restrooms“ scheinen hier weder Wände noch Dächer zu benötigen. Hin und wieder wird der Augenschmaus durch eine größere Ansiedlung von Menschen unterbrochen, aber nur um danach wieder etwas besser dazustehen.
Die andere Seite der Insel ist nicht so vollgestopft mit Feinpartikel rotzenden LKWs oder anderen Dieselfahrzeugen die ihre Abgase in das Gesicht der dahinter fahrenden Zweiradjongleure pusten. Was den Fahrspaß prozentual geradezu explodieren lässt.
Zu sehen gibt es entlang der Strecke nicht all zu viel. Hinweisschilder, wie man sie in Thailand alle Nase lang findet, die auf den 495ten Wasserfall oder die 370te Töpferkulturwerkstatt verweisen sucht man hier vergebens. Es gibt da zwar einen Wasserfall, der liegt aber heute nicht an unserer Strecke. Wir machen vorher schon die Biege.
In etwa der Mitte der Insel ging es dann wieder zurück auf die andere, die dunkle Seite der Macht Insel.
Auch hier, in den Bergen dazwischen, ist die Landschaft rund um die Straße wieder nett an zu sehen und die Serpentine geben ihr bestes um den Fahrspaß zu erhöhen. Die Kühe liegen im Graß und tun was sie immer tun, die Dorfjugend vergnügt sich mit Hahnenkämpfen und der Beton der Straße ändert sich urplötzlich in festgefahrenen Sand mit Spurrillen und tiefen Schlaglöschern. Diese Schlaglöscher hat mein Bürostuhlverwöhnter Arsch auch gleich mit Schmerzen quittiert, mit gemeinen Schmerzen. Scheinbar ist so ein Sitz einer 125er wohl doch nicht für so lange Strecken und unebenes Gelände ausgelegt.
Irgendwann kommt man dann in Auto Auto Stadt an, richtig heißt sie CarCarCity. Was der Name für die Stadt aber zu bedeuten hat entzieht sich meiner Kenntnis. Von Philippinischen Autos habe ich noch nichts gehört und Autohäuser, geschweige denn übermäßig viele, hab ich hier auch nicht gesehen. Aufgrund des übermäßig hohen Verkehrsaufkommens wird der Name wohl auch nicht vergeben worden sein, den dann müssten ja alle größeren Städte auf den Philippienen CarCarCity heißen.
Von CarCarCity geht es dann direkt, im Berufsverkehr, zurück nach Cebu. Hier kamen mir meine PlayStation Erfahrung zugute. Der Verkehr ist einfach irre. Man ist ständig dabei allem möglichen auszuweichen und sich durch die Massen an dahinschleichenden TuckTucks, oder wie auch immer die Motorräder mit Beiwagen heißen mögen, zu mogeln. Man weicht den plötzlich über die Straße rennenden Passanten aus, oder denen die gerade aus einem unvermittelt vor dir stoppenden Bus springen. Du stehst plötzlich mitten in einer fast undurchdringlichen Rußwolke, bei der du dich fragst wie schnell denn hier die Sonne unter gehen kann, weil der LKW vor dir in den nächsten Gang geschaltet hat und Vollgas gibt. Und zu allem Überfluss dröhnt direkt hinter dir das Horn eines der Linienbusse die mit nahezu Vollgas durch die Siedlungen und über die Landstraßen donnern als ob der Fiskus hinter ihnen her ist. Ich mein da stellen sich dir schon die Nackenhaare auf wenn plötzlich so eine Schrankwand hinter dir von sich laut gibt. Vor allem wenn du sie vorher weder gehört noch gesehen hast.
Wenn sie dir mit ihrem Hupkonzert erst einmal das fürchten gelehrt haben pfeifen sie an einem vorbei, aber nur um ca. 50 Meter vor dir wieder kräftig in die Bremse zu treten. Das Spiel scheinen sie recht gerne zu spielen, also das mit dem abrupten Bremsmanövern. Sie scheinen es sogar so gern zu spielen das sie ihren Bremsen eine Wasserkühlung verpasst haben. Zudem sind die Bremslichter dieser Schrankwände auch noch so schwach, es können höchstens 1-2 Watt sein, das man sie kaum wahrnimmt. Und sobald man merkt dass das Ding da vor einem zum Stehen gekommes ist bräuchten die eigenen Bremsen die Wasserkühlung viel dringender. Der einzige Gedanke den man dann noch hin bekommt ist so etwas wie „Au Backe!“ und das Motorrad kommt gerade noch so zum stehen.
Bleibt nur noch zu erwähnen dass wir auf dem letzten Stück durch die Unterwelt, also Downtown, gefahren sind um ein paar Minütchen eher ins Hotel zu kommen. Ich wäre dann doch lieber den langen Weg gefahren. Zum Adrenalin der Tortur vorweg gesellte sich jetzt noch eine ordentliche Portion Unbehagen.
Dunkle Gassen bei denen kaum ein Sonnenstrahl auf den Asphalt gelangt, dunkle Gestalten die einen finster beglotzen sowie Schmutz und Müll wohin man sieht. Ich hab die Fahrt durch Downtown nur gebetet, gebetet dass ich an keiner roten Ampel stoppen muss.
Zu guterletzt sind wir dann noch einmal falsch abgebogen und landeten endgültig im Getto. Zwischen noch mehr Müll und in noch engeren Gassen und zahllosen zerfallenden Blechhüten. Die letzte Abbiegung war dann auch noch eine Sackgasse bei der wir den kompletten Weg wieder zurück fahren mussten und auf meiner Strin bildeten sich schon klitze kleine Angstschweißperlen.
Letztendlich ist es dann aber doch ohne Zwischenfälle abgelaufen.