Nach dem man uns schonend beigebracht hat das wir uns die Flussfahrt über den Tonle Seap nach Phnom Penh abschminken können, da der See dann doch um diese Zeit eher einer Pfütze gleicht, haben wir notgedrungen den Bus genommen. Ich würde mal behaupten das wir nicht zwingend die schlechtere Wahl getroffen haben. So hat man zumindest etwas von den landestypischen Gegebenheiten mitbekommen. Vorbei an Dörfern und kleinen Orten in denen die einzige befestigte Straße die ist auf der wir gerade fahren. Die kleinen und auch größeren Ansiedlungen sind, ganz im Gegensatz zu Siem Reap, recht schmutzig und man sieht deutlich die Armut Kambodschas.
An den Straßenrändern stehen, alle paar Meter, kleine Gestelle über die eine Plastikplane gehängt ist und darunter eine weiter Plane welche zu einem kleinen Becken geformt ist und Wasser enthält. Wir haben eine Weile gerätselt um auf das Geheimnis der Funktion dieser Konstruktionen zu kommen und sind, vorerst, zu der Erkenntnisse gelangt das es sich hierbei um Regenwasser Auffanganlagen handelt. Aber wozu der Aufwand für ein bisschen Wasser, kann man doch mit einem Brunnen wesentlich effektiver an das begehrte Nass gelangen. Nach einer weiteren Stunde Regenwasserauffanganlagen beobachten und über den Sinn nachdenken haben wir dann die daran angebrachten Leuchtstoffröhren entdeckt! Und da war die Funktion auch klar! Es sind Insektenfallen! Nachts wird das Licht angeschaltet, was bekanntlich Insekten anzieht, die knallen gegen die Folie und fallen benommen unten in das Wasser. Dort ersaufen sie dann und werden am Morgen eingesammelt, gereinigt und gekocht, gegrillt was immer! Und schwupp der Snack für den Hunger zwischendurch ist fertig.
Ansonsten war die Fahrt, abgesehen davon das die Klimaanlage auf 35 Grad eingestellt war und man in einem Flugzeug welches durch schwere Turbulenzen fliegt wesentlich sanfter unterwegs ist, recht erträglich.
Was mir, so ganz nebenbei bemerkt, auffiel ist das die Männer hier sehr oft bei einem der kleinen Finger, ich glaub es ist der Linke, den Fingernagel recht lang wachsen lassen! Bis heute habe ich geglaubt das hat etwas mit Status zu tun oder ist einfach nur aus optischen gründen. Jetzt aber weiß ich wofür sie das machen. Der Grund hat sich mir erschlossen als ich sinnlos im Bus sitzend und auf dessen Abfahrt wartend aus dem Fenster gestarrt habe. Er ist zum Popeln da! Punkt! Damit lässt sich so richtig schön tief in der Nase bohren und mit etwas Glück und einem Nagel der lang genug ist sogar innerlich am Kopf Kratzen! Ein bisschen Gehirnrinde ab pulen damit die Gedankenströme besser Fliesen!
Nach rund anderthalb Stunden warten, bis die nächste Fahrt nach Sihanouk Ville geht, saßen wir dann im entsprechenden Bus. Dieser war besser, oder irrer? Na beides auf jeden Fall. Die Klimaanlage funktionierte zumindest und blies mir 20 Grad kalte Luft umgesteuert in den Nacken! Die Lüfterklappen waren kaputt, oder genauer, sie fehlten ganz! Aber dieses kleine Problem konnte ich schnell mit einem Taschentuch beheben. Hinter mir quackt anfangs eine einheimische mit Mickey Mouse Stimme in meine Ohren, womit sie aber Gott sei dank irgendwann aufgehört hat. Als Ersatz hat sie dann, freundlicher weise, den Rest der Fahrt kambodschanischen Volksweisen in meine Richtung gekrächzt! Vor mir lief der Fernseher und spielte einen Jacky Chan Film in kambodschanisch mit chinesischen Untertiteln nach dem anderen ab. Eine Reihe weiter telefoniert jemand lautstark mit irgendwem und irgendwo dudelt ein anderer Vogelgezwitscher von seinem Handy. Auf dem letzten Drittel musste noch ein Fahrkünstler zeigen das er genau das nicht kann, was uns noch mal eine Zwangspause bescherte. Der Wagen sah echt übel aus, mir war gar nicht bewusst das man einen SUV so klein machen kann. Außer in der Schrottpresse natürlich. Alles in allem also eine erholsame Fahrt!